0.12Entwicklungsschritte + 1.Selbstwert (DanMillman 1998)

Die 12 Entwicklungsschritte des friedvollen Kriegers; Dan Millman 1997/2004




Befreiung der Aufmerksamkeit = Leitthema dieses Buches!!





Selbstwert: Entdecke meine eigenen Wert. Ich bin nicht mehr und nicht weniger Wert als jeder andere Mensch oder jeder andere Bestandteil der Realität. Mein Selbstwertgefühl wächst, wenn ich wertvolle Dinge tue. Ich muss mich selbst nur wie ein geliebter Mensch oder Ehrengast behandeln, selbstzerstörerisches Verhalten und Eigensabotage ablegen und mich den Chancen des Lebens öffnen.



Wille: Ich erobere mir meinen Willen zurück: Wenn meine Motivation zu wünschen übriglässt, übernimmt meine Willenskraft die Führung. Sobald ich nicht mehr warte, bis ich motiviert bin, setze ich meinen Willen ein.



Körper Energie: Ich schenke meinem Körper neue Energie: Mein Körper ist das einzige, was ich ein Leben lang behalten werde. Heilige Dreifaltigkeit: Leichte Ernährung, regelmässige Bewegung, genügend Ruhe und Erholung. Nicht vergessen tief zu atmen



Geld: Unterschwellig negative Einstellung dem Geld gegenüber ablegen, es schätzen und klug damit umgehen wie man das mit jeder anderen Energie auch tut. Talente und Fähigkeiten so gut ich kann nutzen, um mir ein gewisses Einkommen zu sichern. Dann kann mans ausgeben, sparen, verschenken.



Bezähme den Geist: Immer daran denken, dass die Welt nicht das ist, wofür ich sie halte. Über die Filter der Wahrnehmung hinausblicken, um die Welt so zu erfassen, wie sie ist, in ihrer ganzen Einfachheit von Augenblick zu Augenblick. Gedanken fliessen lassen, und konzentriere mich auf das, was im Augenblick gerade vor mir liegt



Intuition: Vertraue auf meine Intuition: Ich weiss mehr und habe Zugang zu mehr Wissen, als ich je gelernt habe. Vertraue auf diese tief in meinem Inneren verwurzelte, uralte menschliche Fähigkeit. Ich höre auf meinen Verstand, aber vertraue meinem Hz



Gefühle: Akzeptiere meine Gefühle so wie sie sind, ob sie nun angenehm sind oder weh tun – sie sind etwas ganz Natürliches, und es gibt keinen Grund sie zu korrigieren. Lass diese wechselhaften Emotionen einfach aufsteigen und wieder abklingen, aber erlaube ihnen nicht, mein Leben zu regieren



Ängste: Ich sehe meinen Ängsten ins Auge. Die Angst kann manchmal Führer sein und dann wieder ein Tyrann. Respektiere meine Angst, aber lasse sie niemals mein Meister werden. Wenn ich einer psychischen Gefahr gegenüberstehe, dann tue das, wovor ich am meisten Angst habe und werde ein friedvoller Krieger



Schattenseiten: Ehe ich mein Licht sehen kann, muss ich mich erst einmal mit der Dunkelheit auseinandersetzen. Das Bild von mir selbst, welches ich der Welt zeige, ist nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Akzeptiere alle meine Schattenseiten, erlöse die dunklen Möglichkeiten meiner Persönlichkeit, damit ich bewusst im Licht leben und zu Ganzheit, unverfälschtem Ausdruck meiner selbst und Mitgefühl finden kann.



Sex: Im Umgang mit Sexualität, spiegelt sich meine Beziehung zum Leben wieder. Sexuelle Erleuchtung geht über beide Extreme (Hedonismus, Puritanismus) hinaus und finde zu einem 100%ig, harmonisch ausgewogenen Ausdruck der sexuell-kreativen Energien. So entsteht ein enges vertrautes Band zwischen mir, meinem Partner und dem Geist.



Erwecke mein Herz: Das Gefühl der Liebe kommt und geht, wie die Wellen im Ocean. Die dauerhafte Liebe des erweckten Herzens hingegen ist kein Gefühl, sondern Tun. Dann verbinde ich Liebe und Willenskraft miteinander und gehe den Weg der Heiligen, indem ich alle Lebewesen Güte und Barmherzigkeit zeige, ob ich nun gerade so empfinde oder nicht.



Ich diene meiner Welt: Das Leben selbst ist eine Chance zu dienen, mich mit der Welt zu verbinden, einen Sinn im Augenblick und einen Zweck im Spiel zu finden



Lieber Gott, gib uns die Würde, die Dinge, die wir nicht ändern können, gelassen zu ertragen, - den Mut die Dinge zu ändern, die geändert werden sollten, - und die Weisheit, eines vom anderen zu unterscheiden



Vorbereitung:



Die Treppe zu deiner Seele



Viele Männer gehen ihr Leben lang fischen,

ohne zu wissen,

dass sie in Wirklichkeit gar nicht auf Fische aus sind.

(HenryD.Thoreau)



Ein Lichtblitz der Erkenntnis



Eines Nachts vor vielen Jahren versank ich in abgrundtiefe Verzweiflung wegen einer Frau, die ich liebte und zu verlieren drohte. Wir waren seit 6 Jahren verheiratet und wohnten auf dem Campus der Universität, wo wir ein Studentenwohnheim leiteten. Meine Frau hatte sich in einen gut aussehenden Tennisspieler verliebt. Wenn er auf einen Sprung bei uns hereinschaute, um sich mit ihr zu unterhalten, funkelten ihre Augen so, wie sie für mich schon lange nicht mehr gefunkelt hatten. Die beiden plauderten und lachten bis spät in die Nacht hinein, ganz in ihr Gespräch vertieft.

Ich ging ins Bett, schlief aber sehr unruhig, denn ich wartete darauf, dass sie endlich zu mir kam. Als ich um 2 Uhr nachts aufwachte, war sie immer noch nicht da. Da konnte ich nicht mehr schlafen. Niedergeschlagen stand ich auf, schlüpfte in Hemd und Hose und ging zur Haustür. Die beiden sassen immer noch auf der Couch.

„Ich gehe noch ein bisschen nach draussen“, murmelte ich und griff nach dem Autoschlüssel. Insgeheim hoffte ich, dass meine Frau sich besorgt zeigen und den Tennisspieler vielleicht sogar bitten würde, nach Hause zu gehen. Aber sie sagte nichts. Als ich ins Auto stieg, tobte ein wilder Aufruhr von Gefühlen in mir: Ich fühlte mich zurückgestossen und wertlos, war voller Eifersucht und Schmerz über den Verlust meiner Frau und vor allem voller Selbstmitleid. Gleichzeitig fühlte ich mich schwach und kam mir wie ein Idiot vor. Warum hatte ich dem Mann nicht gesagt, dass es höchste Zeit war heimzugehen? Warum hatte ich meine Frau nicht bei den Schultern bepackt und gerufen: „Jetzt reicht’s! Das ist nicht richtig!“ Aber wie kann man die Gefühle eines anderen Menschen unter seine Kontrolle bringen?

In dieser trostlosen Stimmung – noch nie war ich dem Selbstmord so nahe gewesen – fuhr ich ziellos durch die Nacht und landete schliesslich in einem kleinen Wald. Ich hielt an und starrte aus dem Autofenster auf den matschigen Waldboden und die Pfützen. Aus dem Wasser blickte mir kein Spiegelbild entgegen, nur undurchdringliche Schwärze. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hingehen und was ich tun sollte.



Da geschah es.

Plötzlich wandelte sich mein Bewusstsein, und zwar ganz von selbst. Was ich damals erlebte, lässt sich mit Worten kaum beschreiben; doch genau in dem Augenblick, in dem ich den Schmerz nicht mehr ertragen konnte, explodierte mein Bewusstsein, kämpfte sich frei, und Gott berührte meine Seele.



Der Schmerz – und das ist sehr wichtig – war nicht verschwunden. Meine Ehe und meine Lebensumstände waren immer noch dieselben; nur meine Einstellung dazu hatte sich verändert. Plötzlich spielte es gar keine Rolle mehr, was in meinem Kopf vor sich ging oder welche Gefühle mich bewegten. Das Gefühl von Verletztseins war zwar immer noch da, aber es gab kein „Ich“ mehr, das darunter litt. Meine Gedanken und Gefühle schienen nichts mehr zu bedeuten. Sie hatten keinerlei Wichtigkeit, keine Macht und keinen Einfluss. Ich war frei – frei von Zeit – und existierte nicht mehr im Augenblick, sondern als Augenblick. In diesem Zustand der Gnade, diesem neuen Bewusstsein, das über die Grenzen meiner persönlichen Empfindungen hinausgewachsen war, dachte ich an meine Frau und ihren Freund, und plötzlich überwältigte mich Mitgefühl mit ihnen beiden und mit allen Lebewesen. Nein, es war mehr als Mitgefühl: es war ein alles überstrahlendes Einfühlungsvermögen, ein Gefühl der Einheit. Ich existierte nicht mehr getrennt von ihnen, sondern war eins mit ihnen – und auch mit den Bäumen und den Sternen.



Da begann ich laut und schallend zu lachen, als sei das Leben ein kosmischer Scherz, dessen Pointe ich soeben begriffen hatte. Hätte mich in jener Nacht im Wald jemand beobachtet, so hätte er mich wahrscheinlich für verrückt gehalten. Aber das Paradoxe daran war, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl hatte, völlig normal zu sein. Ich sah mich um – die Nacht schien von Licht erfüllt. Sie spiegelte das Licht in meinem eigenen Inneren wieder.

Schliesslich verblasste das Licht wieder, und der Augenblick der Erkenntnis ging vorbei, so wie alles vorübergeht. In den folgenden Monaten und Jahren versuchte ich immer wieder, dieses Gefühl der Einheit und göttlichen Vollkommenheit wiederzuerlangen. Ich sehnte mich nach dem Licht, so wie man sich nach einer Geliebten sehnt. Ich versuchte es mit Meditation und Visualisierungen, Seminaren und intensiver Selbsterforschung. Dabei hatte ich viele Einsichten und Erlebnisse, aber nichts, was jenem schlichten Augenblick der Erleuchtung damals im Wald gleich kam.

Dennoch hatte mir diese Erfahrung gezeigt, was alles möglich ist, und ich glaube, sie hat mir auch einen kleinen Vorgeschmack der kollektiven Bestimmung der Menschheit gegeben. Ausserdem diente sie als Katalysator in meinem Leben und weckte in mir den Wunsch, das, was ich damals gelernt hatte, an andere Menschen weiter zu geben. Der Schwerpunkt meiner Suche begann sich zu verlagern: Es ging mir nicht mehr so darum, was ich bekommen, sondern mehr darum, was ich geben konnte. Ich wusste, dass die alten philosophischen Schulen und religiösen Traditionen die verschiedensten Methoden zu persönlichem und spirituellem Wachstum entwickelt hatten – von Yoga und Meditation bis hin zum Gebet -, also reiste und las und studierte ich, nicht für mich selbst, sondern um die Schätze, die ich dabei sammelte, mit anderen Menschen zu teilen. Und schliesslich fand ich die Antworten, nach denen ich suchte, nicht in den Tempeln des Ostens oder den Schulen des Westens, sondern jetzt und hier, im täglichen Leben.

Die wichtigste Erkenntnis, die sich aus meiner Erfahrung in jener Nacht im Wald herauskristallisierte, war, dass solche Höhepunkterlebnisse rasch verblassen. Wenn ich wirklich etwas auf der Welt bewirken wollte, musste ich einen Weg finden, der für alle Menschen zugänglich war – frei von allen Dogmen und jedem kulturellen Hintergrund. Einen Weg, der weniger spektakulär, aber dafür beständiger war, als die Erfahrung, die ich damals gemacht hatte. Alles deutete darauf hin, dass das tägliche Leben dieser spirituelle Weg und dieses spirituelle Übungsfeld sein könnte – und es schien auch alles auf die 12 Tore zu verweisen.



Die Begriffe „persönliche Weiterentwicklung“ und „spirituelles Wachstum“ sind für mich austauschbar, denn schliesslich sind wir sowohl spirituelle als auch physische Geschöpfe, und in dem Masse, in dem wir an den Herausforderungen des Alltags innerlich wachsen und reifen, entwickeln wir auch ein tieferes Bewusstsein für die spirituellen Aspekte unseres Wesens.



12 Tore zu spirituellem Wachstum



Wenn wir noch niemals einen Schmerz oder Verlust erlitten hätten – und wenn uns der Tod nicht bevorstünde - , hätten wir es vielleicht gar nicht nötig, nach höheren Erkenntnissen zu streben. Wir würden uns nie fragen, ob es eine Seele und ein Jenseits gibt und was für einen Sinn das Leben hat. Aber das Leben ist kurz – nur ein Lichtblitz, ein Fingerschnippen der Ewigkeit. Deshalb fragen wir uns nach dem Warum. Zwar streben wir auch nach einer erfolgreichen Position in der materiellen Welt, doch letzten Endes führt unser Weg uns auf den Schauplatz inneren Wachstums und spiritueller Entdeckungen. Manchmal suchen wir den GEIST in Kirchen, Tempeln oder bei einer Sekte, doch nicht immer finden wir ihn dort. Manche Menschen suchen ihn auch in einer Flasche oder bei einer Droge; aber das führt entweder zu einem frühen Tod oder zu einem Leben in Nebel ewiger Unbewusstheit. Andere suchen ihre Inspiration im Sport oder in sexuellen Beziehungen. Und dabei wartet der GEIST die ganze Zeit auf uns und ruft nach uns – und zwar jetzt und hier, im täglichen Leben.



Ein Mann schrieb mir einmal: „Ich würde ja gern mehr Zeit für spirituelle Praktiken aufbringen, aber ich habe eine Frau, drei Kinder und einen Beruf, der mich 8 Stunden am Tag ausfüllt.“ Dieser Mann hatte nicht begriffen, dass seine Frau, seine Kinder und seine Arbeit seine spirituelle Übung sind – eine Übung, die viel mehr Herausforderungen und Belohnungen in sich birgt, als wenn er meditierend in einer Höhle sässe. Ich weiss das, denn ich habe beides praktiziert. Das Alltagsleben ist unsere spirituelle Schule. Je klarer man sein eigenes Abbild im Spiegel des täglichen Lebens sieht, umso besser wird man sich selbst kennen lernen und sich bedingungsloser akzeptieren als je zuvor. Wenn ich aus den natürlichen Konsequenzen meiner Handlungen lerne, werde ich die Weisheit finden, die ich brauche, um auf meinem Weg des persönlichen und spirituellen Wachstums voranzuschreiten.



Als Sportler und Trainer habe ich gelernt, Ziele in klare, überschaubare Schritte zu unterteilen. Zuerst wandte ich diese Methode an, um herauszufinden, welche Eigenschaften sportliche Begabung ausmachen. Dann begann ich zu untersuchen, was für Eigenschaften man braucht, um eine Begabung fürs Leben zu besitzen. Dabei verschmolz ich Elemente aus Psychologie und Ethik, spirituelle Prinzipien und praktische Lebensweisheit zu einer Einheit und entdeckte eine komplette „Landkarte“ jedes Terrains, auf dem unsere persönliche Weiterentwicklung und die Erleuchtungen des täglichen Lebens stattfinden.



Ich gehe in dem Buch von der Prämisse aus, dass alle Menschen im Laufe ihrer Entwicklung – gleichgültig, ob wir sie nun persönliches oder spirituelles Wachstum nennen wollen – 12 Tore durchschreiten müssen. Es ist wie eine Schulausbildung, die wir absolvieren, indem wir Prüfungen in 12 Hauptfächern bestehen. Die Zahl 12 scheint eine besondere Bedeutung zu haben: Der Tag hat 12 Stunden, das Jahr hat 12 Monate, es gibt 12 Sternzeichen, 12-Schritte-Programme, die 12 Arbeiten des Herkules und die 12 Geschworenen im Gerichtssaal. Das Volk Israel bestand aus 12 Stämmen, die Stadt Jerusalem hatte 12 Tore und Jesus hatte 12 Jünger.



Durch nach innen gerichtete spirituelle Praktiken wie Meditation, Atemtechniken und Selbstanalyse kann man Erkenntnisse gewinnen und sich auch in bestimmten Fähigkeiten vervollkommnen. Aber es kann weitaus nützlicher und sinnvoller sein zu lernen, in einer harmonischen, dauerhaften Beziehung zu leben, ein guter Vater od eine gute Mutter zu sein od mit den verschiedenen Anforderungen des Alltagslebens zurechtzukommen. Spirituelle Praktiken beginnen hier unten auf der Erde, nicht hoch oben in der Luft. Die 12 Tore bilden die Treppe zu unserer Seele.



Wenn Menschen mir abstrakte Fragen über Zeit und Raum od Reinkarnation stellen, konfrontiere ich sie häufig erst einmal mit der Gegenfrage, ob sie sich eigentlich regelmässig bewegen und gesund ernähren, genügend schlafen, freundlich mit ihren Mitmenschen umgehen und daran denken, hin und wieder einmal ganz langsam und tief durchzuatmen. Ich finde es wichtig, die spirituelle Suche auf die Erde herunter zu holen. Natürlich ist es kein Fehler, sich Gedanken über philosophische Themen zu machen. Aber wir sollten solche theoretischen Spekulationen nicht mit der spirituellen Übung des täglichen Lebens verwechseln. Was nützt es uns schon zu wissen, ob Engel Ohrringe tragen, wenn wir es nie lange in einem Beruf od einer Partnerbeziehung aushalten? Was hilft es uns, zu beten wie ein Heiliger od zu meditieren wie ein Yogi, wenn wir die Augen hinterher nicht als neuer Mensch aufschlagen? Wozu gehen wir samstags od sonntags in die Kirche od in einen Tempel, wenn wir am Montag kein Mitgefühl mit anderen Menschen haben?



Das wurde mir eines frühen Morgens klar, als ich in friedlicher Meditation versunken dasass und plötzlich meine Tochter Holly an meinem Hosenbein zupfte, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Stör mich nicht! Ich meditiere!“ zischte ich ihr wütend zu. Doch schon im nächsten Augenblick begriff ich, dass der wahre Sinn spiritueller Praxis völlig an mir vorübergegangen war: In diesem Augenblick wäre es eine wichtigere spirituelle Übung für mich gewesen, meine 3 jährige Tochter auf den Arm zu nehmen, als mein Mantra vor mich hin zu singen.



Der höhere Sinn der 12 Tore:

Befreie deine Aufmerksamkeit



Die meisten Menschen erleben Gott od den GEIST (austauschbare Begriffe) als Inspiration. Immer wenn wir uns inspiriert und innerlich aufgebaut fühlen, berührt uns der GEIST. Eigentlich umgibt und durchdringt er uns ständig. Der GEIST ist immer gegenwärtig, genau wie über den Wolken immer die Sonne scheint. Wenn es uns an Inspiration fehlt, liegt das nicht daran, dass der GEIST in unserem Leben nicht gegenwärtig ist, sondern eher an unserem mangelnden Gewahrsein.



Vom konventionellen Standpunkt aus betrachtet, ist diese Buch eine Hilfe dazu, dir ein glücklicheres, erfüllteres Leben aufzubauen. Das Bewusstsein, das es in dir weckt, wird dienen Willen stärken, dir zu mehr Vitalität, Gesundheit und auch zu gesicherten finanziellen Verhältnissen verhelfen. Du wirst mehr Mitgefühl und Humor entwickeln und das Leben aus einer höheren, umfassenderen Perspektive betrachten, und dadurch werden auch alle deine Beziehungen liebevoller und glücklicher werden. Ausserdem wirst du dich auch nicht mehr (nicht mehr so oft) selbst sabotieren, wenn du dieses Bewusstsein erlangt hast. Aber glaubst du wirklich, dass eine befriedigende Beziehung, Geld auf der Bank oder Gesundheit an sich schon der höchste Sinn des Lebens sind?



Ich bin der Meinung, dass es etwas anderes gibt, der spirituelle rote Faden, der sich durch dein ganzes Leben hindurchzieht – deine innere Weiterentwicklung, bei der du nacheinander die 12 Tore durchschreitest. Der Psychologe Abraham Maslow hat festgestellt, dass wir erst einmal unsere niedrigen, grundlegenden Bedürfnisse befriedigen müssen, ehe wir uns höheren Dingen widmen können. Die Erfüllung dieser höheren Bedürfnisse führt schliesslich zu dem Zustand, den Maslow als „Selbstverwirklichung“ bezeichnet. Mit anderen Worten: Solange wir uns nicht um unser Überleben und unsere Sicherheit gekümmert haben, können wir weder Energie noch Aufmerksamkeit für höhere soziale oder spirituelle Belange aufbringen. Dadurch, dass du nacheinander die Probleme der 12 Tore löst, setzt du jene Aufmerksamkeit frei, die vorher mit der Lösung dieser Probleme beschäftigt war. Und sobald deine Aufmerksamkeit frei ist, steigt sie wie ein Ballon zu höheren Ebenen der Erfahrung auf. Die Herausforderungen des Lebens bleiben bestehen, aber deine Wahrnehmung und dein Bewusstsein werden hell und klar.



Der höhere Sinn der 12 Tore besteht also darin, deine Aufmerksamkeit zu befreien, damit du überall den Geist sehen kannst – jeden Tag, in allen Menschen und Dingen. Auf diese Weise übst du und erlebst du die Erleuchtung im Alltag.



Durch mangelnde Aufmerksamkeit verleugnen wir das Leben –

sei es beim Fensterputzen oder bei dem Versuch, ein Meisterwerk zu schreiben.

(Nadia Boulanger)



Stell dir vor, dass du einen Berg hinaufsteigst. Der Gipfel symbolisiert die höchsten Möglichkeiten, die in dir stecken. Du trittst deine Wanderung mit einem Rucksack an, in dem 12 schwere Steine stecken. Nacheinander durchschreitest du dann die 12 Tore und meisterst die mit ihnen verbundenen Schwierigkeiten und Herausforderungen – Geldsorgen, gesundheitliche Probleme, Beziehungskonflikte und so weiter. Und jedes Mal wirst du einen dieser schweren Steine los, so dass dir der Aufstieg mit der Zeit immer leichter fällt. Natürlich ist das Klettern schwierig, doch je höher du emporsteigst, um so herrlicher ist der Ausblick, denn jetzt siehst du die grösseren Zusammenhänge. Du beginnst die strahlende Realität des Hier und Jetzt wahrzunehmen und schätzen zu lernen – dieselbe wunderbare Welt, die du gestern noch als Kind mit grossen Augen bestaunt hast, als du das Geheimnis der Seele des Lebens erblicktest. Während dein Gewahrsein auf dieser Treppe zu deiner Seele allmählich immer höher aufsteigt, werden die sogenannten mystischen Erlebnisse sich ganz von selbst einstellen.



Durch die 12 Tore zur Erleuchtung im Alltag



Im letzten Teil dieses Buche beschreibe ich die Übungen, mit denen man zur Erleuchtung im Alltag gelangen kann – den Kern und Höhepunkt meiner Arbeit und Lehre. Wahrscheinlich würdest du jetzt am liebsten gleich ein paar Kapitel überspringen und an dieser Stelle od bei dem Tor weiterlesen, das dir für dein Leben im Augenblick am wichtigsten erscheint. Das ist ganz normal. Schliesslich ergeben sich im Alltag ja auch von Tag zu Tag und von Sekunde zu Sekunde andere Probleme in völlig willkürlicher Reihenfolge. Doch die Folge der Tore in diesem Buch ist nicht beliebig oder willkürlich gewählt, und deshalb rate ich dir dringend, sie genau in der beschrieben Reihenfolge zu erforschen; denn jedes Tor bereitet dich auf die nächsten vor.



Das 1.Tor, Erkenne deinen eigenen Wert, öffnet dich innerlich, sodass du die anderen 11 Tore voll und ganz nutzen kannst.

2.Tor: Erobere dir deinen Willen zurück gibt dir die Werkzeuge in die Hand, die du brauchst, um alles, was du lernst, in die Tat umzusetzen.

3.Tor: Erst dann kannst du die Prinzipien anwenden, die ich in dem Kapitel Schenke deinem Körper neue Energie beschreibe und das ist wiederum die Basis für – das Kapitel

4.Tor: Der richtige Umgang mit Geld, in dem du lernst, wie man seine finanzielle Existenz sichert. Dadurch wird noch ein grösserer Teil deiner Aufmerksamkeit frei,

5.Tor: sodass du nun deinen Geist beobachten und unter Kontrolle bringen kannst – das ist das Thema dieses Kapitels: Bezähme deinen Geist.

6.Tor: Sobald du das Wesen deines Geistes begreifst, öffnest du dich für deine innere Vision: Vertraue auf deine Intuition, - dies ist der folgerichtige Schritt.

7.Tor: Das hilft dir wiederum, deine Gefühle zu akzeptieren, sodass du deine Partnerbeziehungen harmonischer gestalten kannst.

8.Tor: Dadurch gewinnst du gleichzeitig auch die Kraft, deinen Ängsten ins Auge zu sehen. Sobald du das Geheimnis des Mutes entdeckt hast, kannst du die nächste Stufe zu deiner Seele erklimmen.

9.Tor: Erleuchte deinen Schatten zeigt dir, wie du die verleugneten Seiten deiner Persönlichkeit wieder in dein Selbstbild integrieren kannst. Dadurch befreist du jene Energie und Aufmerksamkeit, die du bisher benötigt hattest, um dein Selbstbild zu verteidigen.

10.Tor: Öffne dich für deine Sexualität – hier erfährst du, wie du intensiveren Genuss und tiefere Intimität in der Partnerschaft erleben kannst, indem du beide Extreme überwindest, zu denen wir Menschen in sexuellen Beziehungen manchmal neigen: Masslosigkeit und Selbstverleugnung.

11.Tor: In Erwecke dein Herz setzt du Liebe in Handeln um und

12.Tor: Dienst der Welt. Damit vollendet sich der Kreislauf des Lebens



Jedes Kapitel beginnt mit einem kurzen Überblick über den Weg, der vor dir liegt – das ist gewissermassen die „Landkarte“. Doch statt einfach nur nach dem Baukastenprinzip ein Argument auf dem anderen aufzubauen, habe ich ein Geflecht aus verschiedenen Themen und Gegenthemen geschaffen, die sich durch sämtliche Kapitel hindurchziehen und ebenfalls aufeinander aufbauen – dh, ich bin eher wie beim Komponieren einer Sinfonie vorgegangen als wie beim Bau eines Hauses. Auf den ersten Blick wird deine linke Gehirnhälfte das vielleicht verwirrend finden, aber dafür hat es eine seltsam stimulierende Wirkung auf die rechte Gehirnhälfte – und schliesslich wird sich das Ganze für dich hoffentlich zu einer fast vollkommen harmonischen Sinfonie verdichten.



Da die 12 Tore dir zeigen, wie du ein normales, gesundes, ausgewogenes, produktives Leben führen kannst, sind sie durchaus mit religiösen Lehren vereinbar. Dennoch werden einige Ideen in meinem Buch vielleicht Anlass zu Kontroversen, ja sogar zu Meinungsverschiedenheiten geben. Das ist ganz normal und in Ordnung so, denn es gibt keine spirituelle Praxis, die für alle Menschen richtig ist. Suche dir einfach das heraus, was dir nützlich erscheint, und ignoriere den Rest. Lies dieses Buch mit einer gesunden Skepsis. Überprüfe die Ideen anhand deiner eigenen Erfahrungen. Mir liegt nichts daran, dass du mir vertraust, sondern dass du Vertrauen zu dir selbst und dem Entfaltungsprozess deines Lebens hast.



Das 12 Wochen Programm zur Erleuchtung im Alltag: Wir lernen am besten, wenn wir uns immer nur auf ein einziges Element konzentrieren. Wenn du dieses Prinzip auf dein Leben anwendest, kannst du ganz ohne fremde Hilfe ein 12-Wochen-Programm absolvieren: Konzentriere dich einfach jede Woche auf eines der 12 Tore, und widme dich dabei wie gewohnt deinem Alltagsleben. Betrachte jeden Tag dieser Woche aus der sicht des betreffenden Tores. Lies das dazugehörige Kapitel noch einmal und mache die Übungen. Wende die Prinzipien an, die dich besonders ansprechen. Führe ein Tagebuch, in dem du dir jeden Abend deine wichtigsten Erlebnisse und Erfahrungen notierst. Nach 12 Wochen – das entspricht der Dauer einer der 4 Jahreszeiten – hast du alle Tore hinter dir und hast gleichzeitig dein Leben vollkommen neu gestaltet. Wenn du diesen Zyklus wiederholst, wirst du feststellen, dass dir beim Tagebuchschreiben ganz neue Einsichten kommen: Du dringst immer tiefer vor und wirst immer neue Veränderungen an dir beobachten.



Selbst wenn du kein derartig intensives Übungsprogramm absolvieren möchtest, wird dieses Buch einen Lernprozess in dir anregen, der sich nicht wieder rückgängig machen lässt. Während du die Kapitel über die einzelnen Tore liest, wird das Licht des Gewahrseins eine alchimistische Wandlung in deiner Psyche in Gang setzen. Wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit wird dieses Gewahrsein dir all das offenbaren, was schon immer da war – du hast es nur nicht bemerkt. Es wird Klarheit, Energie und Erleuchtung in dein Leben bringen. Das Alltagsleben wird dir seine Geheimnisse enthüllen, denn du wirst alles mit ganz neuen Augen sehen.



Diese Tore kann jeder Mensch durchschreiten. Trotz aller Unterschiede in unserem Aussehen, unserem kulturellen Hintergrund und unserem Glauben haben wir Menschen doch alle eines gemeinsam: die Suche nach einem Sinn. Diese Suche vereint uns. Insgesamt breiten die 12 Tore dir einen direkten Zugang zu den Möglichkeiten, die in dir stecken. Sie eröffnen dir einen Weg, der dich wieder mit den tiefsten Sehnsüchten deiner Seele in Kontakt bringt. Auf deiner Reise durch die Seiten dieses Buches wirst du ein tieferes Gespür für den Sinn und das Ziel deines Lebens entwickeln: Es wird dich zum Gipfel menschlicher Erfahrung hinführen, wo du die spirituellen Wahrheiten, die deiner Existenz zugrunde liegen, tatsächlich leben kannst. Diese Reise bietet dir Gelegenheit, über deine Vergangenheit und deine Zukunft nachzudenken und dabei doch ganz in der Gegenwart zu leben.



Willkommen auf dem Pfad des friedvollen Kriegers, wo das tägliche Leben deine Reise und dein Abenteuer ist! Der Weg steht dir offen. Dein Schicksal ruft nach dir. Und der GEIST erwartet dich mit unendlicher Geduld.



Dan Millman

SanRafael, Kalifornien

Frühjahr 1997

Ich bin frei – frei von Zeit – und existiere nicht mehr im Augenblick, sondern als Augenblick.

 Es gibt nur eine einzige Realität: der jetzige Augenblick

 Vergangenheit und Zukunft existieren nur in unserem Kopf
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Das erste Tor








Entdecke deinen eigenen Wert






So intelligent, attraktiv od begabt du auch sein magst – je mehr du an deinem eigenen Wert zweifelst, umso eher neigst du dazu, deine Bemühungen zu sabotieren und deine Beziehungen zu anderen Menschen zu untergraben. Das Leben ist voller Geschenke und Chancen; sobald du beginnst, deinen angeborenen Wert schätzen zu lernen und dir selbst das gleiche Mitgefühl und den gleichen Respekt entgegenzubringen wie anderen Menschen, wirst du dich innerlich immer weiter für diese Gaben öffnen. Idem du deinen eigenen Wert entdeckst, befreist du deinen Geist.






Öffne dich dem Leben






Das ist das Seltsame am Leben: Wenn man sich weigert,


irgendetwas anderes zu akzeptieren als das Beste, bekommt man es häufig auch.


W.Somerset Maugham






Landkarte:


Der Schlüssel zur inneren Wandlung






Die Geschwister Aaron und Charlotte wachsen in einem Mittelklassehaushalt in geordneten Verhältnissen auf. Beide Eltern haben eine gute Ausbildung genossen, sind fleissig und sehr liebevoll zu ihren Kindern, haben keine Alkoholprobleme und auch keine anderen heimlichen Laster. Aaron entwickelt sich gut – er bekommt gute Zeugnisse, gewinnt eine Preis in einem Wettbewerb, treibt Sport und verdient später genügend Geld, um eine Familie zu ernähren. Charlotte ist in der Schule mittelmässig. Ausserdem hat sie keine glückliche Hand bei der Wahl ihrer Freunde: Sie gerät in einen Freundeskreis, der einen schlechten Einfluss auf sie ausübt, beginnt, sich Heroin zu spritzen und auch noch andere Drogen zu nehmen. Das Geld dafür beschafft sie sich durch Diebstahl und Prostitution. Schliesslich landet sie im Gefängnis und durchlebt die Qualen des Drogenentzugs.






Nicht alle Geschwister sind so verschieden wie Charlotte und Aaron, aber im Grunde ist es doch überall so: Manche Menschen erreichen mehr im Leben, andere weniger. In allen Familien der Welt wachsen Kinder unterschiedlich auf, treffen andere Entscheidungen, führen andere Leben.






Viele verschiedene Faktoren prägen unser Leben: zB unser Glaube, unser Umfeld, unsere Motivation, unsere Partnerbeziehungen und Familienverhältnisse und unser Schicksal od Karma. Doch die wichtigste Voraussetzung, auf der das 1.Tor basiert, lautet, dass es hauptsächlich von unserem Selbstwertgefühl abhängt, wie viel Gesundheit, Reichtum und Freude wir in unser Leben hereinlassen. Aarons Verhalten beweist, dass er ein ausgeprägteres Selbstwertgefühl besass als Charlotte. Aber die Geschichte geht noch weiter.






Charlotte, die schon immer sehr kinderlieb gewesen war, fand später einen neuen Sinn, ein neues Ziel und Gelegenheit zum Dienst an anderen Menschen in ihrer Rolle als aufopfernde Mutter zweier kleiner Kinder. Mit ihren Kindern wuchs auch ihr Selbstwertgefühl. Charlotte bekam ihr Leben in den Griff, und es geht ihr immer besser.






Nicht alle Geschichten enden so glücklich. Tausende, ja Millionen von Menschen aus alle sozialen Schichten und Berufsgruppen treffen selbstzerstörerische Entscheidungen, weil sie den inneren Kontakt zu ihrem eigenen Wert verloren haben – den Glauben daran, dass sie es verdient haben, die Geschenke des Lebens zu empfangen.






„Entdecke deinen eigenen Wert“ ist nicht wichtiger od weniger wichtig als andere Tore. Dennoch steht es ganz am Anfang, denn nur wenn du deinen Wert als Mensch bedingungslos akzeptierst, kannst du die Prinzipien der folgenden Tore richtig anwenden und Nutzen daraus ziehen. Die Entdeckung deines eigenen Werts ist das Fundament, auf dem du dir Tor für Tor eine neue Lebensweise aufbauen kannst – dein erster Schritt zur Erleuchtung im Alltag.






Bei der Reise durch dieses Tor wirst du…






 Dein jetziges Selbstwertgefühl einschätzen lernen.


 Dir über die willkürlichen Faktoren klar werden, die zu diesem Selbstwertgefühl beigetragen haben.


 Begreifen, warum ein geringes Selbstwertgefühl zu (hauptsächlich unterbewussten) selbstzerstörerischen Verhaltensweisen führen kann.


 Lernen, dir selbst nicht mehr im Wege zu stehen und ein erfüllteres Leben zu führen, das dir viel mehr Möglichkeiten bietet.






Du wirst erfahren, worin der Unterschied zwischen Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein besteht und wie dein Selbstwertgefühl sich auf deine Entscheidungen auswirkt. Ausserdem wirst du 3 Methoden kennenlernen, mit denen du dir über dein eigenes (grösstenteils unbewussten) Selbstwertgefühl klar werden kannst. Du wirst Ursachen und Mechanismen der Eigensabotage erkennen und lernen, wie man solche destruktiven Verhaltensweisen überwinden kann. Und schliesslich und endlich werde ich dir zeigen, wie du lernen kannst, deinen eigenen Wert uneingeschränkt zu akzeptieren.






Zunächst einmal solltest du dir folgende Punkte vor Augen halten:






 Kein anderer Mensch kann dein Selbstwertgefühl stärken. Selbstwertgefühl rührt daher, dass man wertvolle Dinge tut. Oder wie der Talmud-Gelehrte Abraham Heschel einmal gesagt hat: „Selbstachtung ist die Frucht der Disziplin.“


 Bei diesem Tor geht es nicht darum, deinen Wert zu erhöhen, sondern ihn zu entdecken. Das Schicksal oder deine Lebensumstände haben deinen angeborenen Wert niemals verringert, in Gefahr gebracht oder auch nur im geringsten beeinflusst. Dieser Wert ist eine Tatsache; er existiert einfach, so wie die Luft und die Bäume. Du brachst ihn nicht zu steigern oder wiederzubeleben und musst ihn dir auch nicht erst verdienen.


 Das Problem ist nicht dein tatsächlicher Wert, sondern deine Sicht dieses Wertes. Fast alle Menschen haben den Kontakt zu ihrer eigenen angeborenen Güte verloren – sie haben sie von der Erinnerung an tausend wirkliche oder nur in ihrer Einbildung begangene Missetaten überwuchern lassen, und deshalb haben sie jetzt das Gefühl, die Segnungen dieses Lebens nur teilweise zu verdienen.






Die nächsten Tore werden dir noch weitere Möglichkeiten zur Lösung und Überwindung dieses wichtigen Selbstwertproblems erschliessen; und das 12.Tor liefert dir den letzten Schlüssel dazu. Doch zunächst einmal wollen wir klären, was Selbstwertgefühl eigentlich ist, wie es sich von Selbstbewusstsein unterscheidet und welche Auswirkungen es auf die Qualität deines täglichen Lebens hat.






Was ist Selbstwertgefühl?






Im Grunde kannst du den Grad deines Selbstwertgefühls ermessen, indem du dir innerlich nur eine einzige Frage stellst:






„Was habe ich im Leben verdient?“






Oder um die Frage direkter zu formulieren und mehr auf dein tägliches Leben zu beziehen:






„Wieviel Glück kann ich im Augenblick verkraften?“






Wenn du dein Leben genau beobachtest, wirst du feststellen, dass du nicht unbedingt immer das bekommst, was du verdient hast. Tatsächlich bekommst du nicht mehr und nicht weniger als das, was du verdient zu haben glaubst. Dein Unterbewusstsein öffnet sich nur so weit für die Fülle des Lebens, wie du deinen angeborenen Wert als Mensch akzeptierst. Erfolg erfordert Begabung, Anstrengung und Kreativität, doch zuallererst einmal die Bereitschaft zu empfangen; oder wie Ram Dass es so schön ausgedrückt hat:






„Es kann ich Strömen regnen, aber wenn du nur einen Fingerhut aufstellst,


wirst du auch nur einen Fingerhut voll Wasser bekommen.“






Was tust du, wenn sich das Fenster einer neuen Chance vor dir auftut? Ziehst du dann die Jalousien herunter? Jeder Mensch hat ein inneres Mass an Freude, das ihm angemessen erscheint und bei dem er sich wohl fühlt. Sobald dieses Mass überschritten wird, bekommen wir Angst.






In einem meiner Seminare forderte ich die Teilnehmer auf, die anderen um stehende Ovationen zu bitten. Als sie nacheinander vortraten, beobachte ich, wie unterschiedlich sie auf den begeisterten Applaus reagierten. Einige breiteten die Arme weit aus, lachten und hüpften sogar auf und ab. Andere konnten den Beifall nur ein paar Sekunden lang ertragen, dann hoben sie die hand und sagten: „Jetzt reicht’s! – Hört bitte auf. Die Sache fängt an, mir peinlich zu werden.“






Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl






Da viele Menschen glauben, dass Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl das gleiche bedeuten, erscheint es mir wichtig, zunächst einmal die Unterschiede zwischen den beiden zu erläutern, ehe ich näher auf das Thema Selbstwertgefühl eingehe und erkläre, wie es sich auf die Entscheidungen auswirkt.






 Selbstwertgefühl hängt eng mit Selbstachtung zusammen und bezieht sich darauf, was du deiner Meinung nach wert bist, ob du dich für einen guten Menschen hältst und was du meinst, im Leben verdient zu haben. Je nachdem, wie du dich verhältst, kann dein Selbstwertgefühl sich im Lauf der Zeit auch verändern. Mein Selbstwertgefühl ist zB im Laufe der Jahre gestiegen, als ich allmählich lernte, ein verantwortungsbewusster, liebevoller Vater und Ehemann zu sein, und anderen Menschen durch meine Bücher und Seminare half.


 Selbstbewusstsein hängt eng mit Selbstvertrauen zusammen und bedeutet, dass man sich selbst, sein Aussehen oder seine Fähigkeiten mag bzw. gut findet. Je nach deiner momentanen äusseren Erscheinung, dem Stand deiner Fähigkeiten oder der Situation kann dein Selbstbewusstsein sich von Sekunde zu Sekunde verändern. Ich zB hatte als erfahrener Sportler in der Turnhalle stets grosses Selbstbewusstsein (Selbstvertrauen), bei Partys und anderen sozialen Anlässen dagegen weniger.






Viele Bücher bieten Ratschläge an, wie man selbstbewusster wird und eine höhere Meinung von sich entwickelt. In diesem Kapitel geht es, wie du noch sehen wirst, um ein Problem von viel grösserer Tragweite: nämlich darum, wie du deinen eigenen Wert, deine Güte als Mensch und dein moralisches Verhalten innerlich einschätzt – und was dir deiner Ansicht nach im Leben zusteht. Sobald du deine Reise durch die 12 Tore hinter dir hast, wirst du wissen, wie man Probleme mit seinem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl in den Griff bekommt. Doch vorerst wollen wir uns ganz auf das Selbstwertgefühl konzentrieren und untersuchen, wie es sich auf deine Lebensentscheidungen auswirkt.






Dein Selbstwertgefühl beeinflusst


deine Entscheidungen






Beim 1.Tor geht es vor allem darum, dass du unterbewusst genau die Erlebnisse auswählst oder anziehst, die dem entsprechen, was du deiner Ansicht nach verdienst. Dem Schmerz kann im täglichen Leben niemand entgehen, aber leiden muss man nicht unbedingt – Leid ist ein Nebenprodukt falscher Entscheidungen.






Dein Selbstwertgefühl bestimmt dein Leben, indem es bestimmte Neigungen in dir erzeugt.






Wenn du von deinem eigenen Wert und Verdienst überzeugt bist, neigst du dazu, konstruktive Entscheidungen zu treffen („Was kostet die Welt“).


Wenn du dich dagegen wertlos und unwürdig fühlst, neigst du eher dazu, destruktive Entscheidungen zu treffen – oder solche, die dich einschränken („Man muss sich nach der Decke strecken“).






An jedem Scheideweg deines Lebens steht es dir frei, den höchsten Weg zu wählen – indem du gut zu deinen Mitmenschen bist, hart arbeitest, Lebenspartner findest, die dich unterstützen und gute Vorbilder wählst. Du kannst dich aber auch für den niedrigeren Weg entscheiden – alle Brücken hinter dir abbrechen, Drogen nehmen, deine privaten und beruflichen Beziehungen sabotieren oder dir einen Lebenspartner aussuchen, der nicht gut für dich ist. Es hängt in hohem Masse von deinem Selbstwertgefühl ab, ob du leicht oder schwere Lebenslektionen wählst, ob du strebst oder kämpfst, bei Schwierigkeiten kapitulierst od dich über sie erhebst.






Solche Entscheidungen bestimmen deinen Ausbildungsgrad und dein Einkommen, deine gesunde oder weniger gesunde Lebensweise – ja sogar deine Lebenserwartung. Manschen mit hohem Selbstwertgefühl geraten nicht so leicht in den Sog destruktiver Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Trinken, Drogensucht oder Essstörungen.






Wenn du deinen eigenen Wert schätzen lernst, kannst du deine Lebensumstände entscheidend verbessern; denn dadurch verändern sich deine Entscheidungen und auch dein Verhalten. Sobald du beginnst, dich selbst respektvoller zu behandeln, werde die anderen Menschen das gleiche tun; denn unbewusst signalisieren wir unseren Mitmenschen durch unsere Körpersprache, unsere Stimme und andere subtile Hinweise, wie sie mit uns umgehen sollen. Wenn du deinen angeborenen inneren Wert erkennst und dein Leben darauf gründest, wirst du konstruktivere Entscheidungen treffen und nicht mehr die niedrigen, sondern die höheren Wege des Lebens wählen.






Da du dich mit diesem Tor beschäftigst, ist jetzt vielleicht der Zeitpunkt für dich gekommen, eine Bestandesaufnahme zu machen, über deine Lebensumstände und dein Selbstwertgefühl nachzudenken und dich zu fragen, ob dein Leben wirklich so gut funktioniert, wie du es dir eigentlich wünschst.






Stehst du jetzt in diesem Augenblick da, wo du gern stehen möchtest?






Ein Weckruf für dein Selbstwertgefühl






Wir geraten leicht in Gefahr, das Thema Selbstwertgefühl aus der Ferne zu betrachten – so wie manche Menschen Afrika von einem klimatisierten Reisebus aus erforschen. Das Thema aus sicherer Entfernung zu untersuchen, ist zwar bequemer, aber dafür auch weniger hilfreich, als wenn du die Auswirkungen deines Selbstwertgefühls auf dein Leben jetzt in diesem Augenblick spürst.






Da dein Selbstwertgefühl und deine Neigung zur Eigensabotage dir normalerweise nicht bewusst sind, ist das Erkennen des Problems schon die halbe Lösung. Ich mochte dir hier 3 einander ergänzende Methoden vorstellen, wie du dir über dein Selbstwertgefühl klar werden kannst.






Eine Bestandesaufnahme deines Lebens:


Wie schätzt du deinen eigenen Wert ein?






 Übung:


Denke daran, dass dein Selbstwertgefühl eng damit zusammenhängt, als wie wertvoll oder gut du dich selbst empfindest. Welchen Platz nimmst du nach deiner tiefen inneren Überzeugung auf der Skala zwischen einem „hundertprozentig guten Menschen“ und einem „hundertprozentig schlechten Menschen“ ein? Nimm dir ein paar Minuten Zeit für eine intuitive Bestandesaufnahme deines Lebens: deiner Beziehung zu deinen Eltern, deinen Geschwistern und anderen Menschen in der Schule, zu Hause und bei der Arbeit. Wie oft warst du gut, höflich, hilfsbereit, und grosszügig zu anderen Menschen; wann hast du dich weniger gut verhalten? Dh nicht, dass du dich jetzt an bestimmte Ereignisse erinnern sollst; es geht eher um eine intuitive Einschätzung deines Lebens als Ganzes. Stufe dann dein Selbstwertgefühl anhand einer Punkteskala von 1-100 ein. Ein wie guter Mensch bist du auf dieser Skala? 100 Punkte bedeuten, dass du fest davon überzeugt bist, durch und durch gut zu sein und deshalb auch ein Leben voller schöner Dinge verdient zu haben – Liebe, Freude, Gesundheit, Erfolg und Erfüllung. Ein Punkt würde bedeuten, dass du dich für abgrundtief schlecht hältst und eigentlich verdient hättest, im Abgrund der Hölle vor dich hin zu schmoren. Die meisten Menschen liegen irgendwo in der Mitte zwischen diesen beiden extremen Einschätzungen. – Lies erst weiter, wenn du dich selbst bewertet hast.






Bei dieser Selbsteinschätzung geht es nicht um deinen tatsächlichen inneren Wert, sondern um den Wert, den du wahrnimmst. Es fällt auf, dass gerade die sensibelsten Menschen, die die intensivste Selbsterforschung betreiben – die Menschen mit den höchsten Visionen, Idealen und Wertmassstäben -, oft das geringste Selbstwertgefühl haben, das sie ihren eigenen idealistischen Massstäben nie gerecht werden. Vielleicht hat George Berard Shaw deshalb einmal gesagt:


„Die Unwissenden sind sich ihrer Sache immer sicher.


Nur intelligente Menschen haben Zweifel!“


George Berard Shaw






Ob du dich nun bewusst an frühere Verhaltensweisen erinnerst oder nicht, – die Tatsache, dass dir überhaupt eine Punktzahl für deine eigene Bewertung eingefallen ist, beweist, dass dein Unterbewusstsein stets mitgezählt hat. Meine Seminarteilnehmer, denen ich diese Aufgabe stelle, haben sich selbst die unterschiedlichsten Punktzahlen gegeben. Normalerweise bewegen sie sich zwischen 45-95; die meisten liegen zwischen 60-80. Wenn du dir weniger als 100 Punkte gegeben hast, dann hast du auf jeden Fall Probleme mit deinem Selbstwertgefühl, die du angehen solltest. Willkommen am 1.Tor.






 Test: Wie ausgeprägt ist dein Selbstwertgefühl?






Um ein besseres Gespür dafür zu bekommen, wie dein Selbstwertgefühl sich auf bestimmte Bereiche deines Lebens auswirkt, denke einmal über folgende Fragen nach und beantworte sie entweder mit JA, NEIN und MANCHMAL.






1. Wenn das Schicksal dir zulächelt, denkst du dann: „Dieses Glück ist bestimmt nicht von Dauer?“


2. Fällt es dir leichter, zu geben als zu nehmen?


3. Hast du das Gefühl, dass dein Leben aus lauter Problemen besteht?


4. Leidest du an Geldmangel, oder fällt es dir schwer, zu Geld zu kommen?


5. Empfindest du deine Arbeit als unbefriedigend?


6. Empfindest du deine Beziehung(en) als wirklich erfreulich und befriedigend?


7. Arbeitest du sehr viel und hast deshalb nicht viel Zeit für die schönen Dinge des Lebens?


8. Ärgerst du dich über Menschen, die oft Urlaub machen, oder beneidest du sie?


9. Hast du das Gefühl, dass andere Menschen mehr Spass am Leben haben als du?


10. Spürst du den Drang, mehr zu arbeiten, mehr zu tun, mehr zu sein als andere Menschen?


11. Isst du zuviel, rauchst du, trinkst du jeden Tag Alkohol, oder nimmst du irgendwelche anderen Drogen?


12. Ist dir unwohl zumute, wenn man dich lobt, dir applaudiert oder dir viel Beachtung schenkt, wenn du etwas geschenkt bekommst oder etwas Schönes erlebst?


13. Hast du in deiner Ausbildung, bei deiner Arbeit oder in deinen persönlichen Beziehungen schon einmal Chancen versäumt oder ausgeschlagen und es hinterher bereut?


14. Wirst du öfter krank, oder verletzt du dich häufiger als andere Menschen?


15. Wenn dich jemand fragt, was deine Dienstleistungen kosten, nennst du dann einen niedrigeren Preis als andere Mitbewerber in deiner Branche?






Wenn du mehr als die Hälfte dieser Fragen mit JA oder MANCHMAL beantwortet hast, wirst du von deiner Reise durch das 1.Tor sicherlich einiges profitieren.






Ein Blick in den Spiegel des täglichen Lebens






Beobachte einfach einmal dein Leben, so wie es jetzt ist. Das ist wahrscheinlich die realistischste Methode, um herauszufinden, was dir deiner Meinung nach im Leben zusteht. In deinen Partnerbeziehungen, deinem Berufsleben, dienen Finanzen, deiner Ausbildung und deiner Lebensweise spiegelt sich deine eigene Sicht deines Wertes wieder – daran erkennst du, wieviel Glück du momentan verkraften kannst. Natürlich hat nicht jeder Mensch, der in Armut lebt, nur deshalb kein Geld, weil es ihm an Selbstwertgefühl mangelt. Es gibt auch Lebensumstände, auf die man wenig oder gar keinen Einfluss hat – zB das Land oder die Familie, wo man geboren wurde oder aufgewachsen ist. Doch wie man auf seine Lebenssituation reagiert, entscheidet man selbst. Diese Reaktionen spiegeln dein Selbstwertgefühl wider und prägen es gleichzeitig.






Dein Selbstwertgefühl und deine Finanzen






Die Einschätzung deines eigenen Wertes gehört mit zu den Faktoren, die bestimmen, ob du dich überhaupt für würdig hältst, Fülle zu erleben. Geldmangel hängt häufig mit einem geringen Selbstwertgefühl und der daraus resultierenden Sabotage eigener Bemühungen zusammen. Menschen, die im Lotto gewonnen haben oder auf irgendeine andere Weise plötzlich zu viel Geld (oder Ruhm) gekommen sind, geraten manchmal in Schwierigkeiten (die sie sich in Wirklichkeit selbst schaffen) – und zwar dann, wenn sie das Gefühl haben, dieses Glück, das ihnen gewissermassen in den Schoss gefallen ist, nicht zu verdienen. Zur Veranschaulichung möchte ich folgende Geschichte erzählen, die ich von einem Rabbi gehört habe:






Ein armer Schneider fristete in einer schmuddeligen Mietskaserne im Mittelwesten ein kärgliches Dasein. Aber jedes Jahr gönnte er sich das Vergnügen, einem Traum nach zu jagen: Er kaufte sich ein Lottolos.


So ging sein Leben 15 Jahre lang weiter, bis eines Tages 2 Männer vor seiner Tür standen und ihm lächelnd verkündeten, er habe im Lotto gewonnen – 1'250 000$. Das war damals ein Vermögen.


Der Schneider traute seinen Ohren nicht. Er war ein reicher Mann! Jetzt brauchte er nicht mehr bis in die Nacht hinein Kleidungsstücke zu ändern, Röcke zu säumen und Hosenaufschläge zu nähen. Jetzt konnte er endlich leben! Er schloss seine Werkstatt ab, warf den Schlüssel weg und kleidete sich ein wie ein König. Noch am selben Tag kaufte er sich eine Luxuslimousine, engagierte einen Chauffeur und reservierte Suiten in den besten Hotels von NewYork. Bald sah man ihn in Begleitung verschiedener attraktiver junger Frauen. Er feierte jede Nacht Partys und gab sein Geld mit vollen Händen aus, als glaube er, dass es ewig reichen würde.


Aber das tat es natürlich nicht. Bald war der Mann nicht nur sein ganzes Vermögen los, sondern hatte obendrein auch noch seine Gesundheit ruiniert. Erschöpft, krank und einsam kehrte er in seine kleine Werkstatt zurück und nahm sein früheres Leben wieder auf. Alles ging wieder seinen normalen Gang; aus alter Gewohnheit kaufte er sich von seinen kärglichen Ersparnissen sogar wieder jedes Jahr ein Lotterielos.


2 Jahre später standen die beiden Männer wieder vor seiner Tür. „Das ist in der Geschichte dieser Lotterie noch nie passiert, mein Herr“, sagten sie. „Sie haben schon wieder gewonnen!“


Da zitterten dem Schneider die Knie. „Um Gottes Willen!“ rief er. „Heisst das, dass ich das alles noch einmal durchmachen muss?“






Diese Geschichte veranschaulicht, dass unser Umgang mit Geld (oder Macht oder Ruhm) häufig unser Selbstwertgefühl widerspiegelt.






Die einfachen Ursachen der Eigensabotage






Wenn dein Selbstwertgefühl keinerlei Einfluss auf dein Handeln hätte – wenn es sich lediglich auf die Ebene des Fühlens beschränkte –, dann würde es nur deine Stimmungen beeinflussen. Manchmal hättest du den Eindruck, ein wertvoller Mensch zu sein (ein angenehmes Gefühl), und manchmal nicht (ein unangenehmes Gefühl). Das wäre alles.






Doch ei geringes Selbstwertgefühl beeinflusst auch dein Verhalten. Es erzeugt nämlich eine Neigung in dir, deine eigenen Bemühungen zu sabotieren, sodass dein Leben im Endeffekt nicht so gut läuft, wie es eigentlich sollte. Vielleicht hast du manchmal das Gefühl, ein Pechvogel zu sein und glaubst, dass Gott dich bestraft. Dabei bestrafst du dich in Wirklichkeit selbst – und zwar durch Verhaltensweisen, die dir nicht einmal hundertprozentig bewusst sind. Oder vielleicht geht es dir auch wie dem Alkoholiker, der weiss, dass er trinkt, sein Trinken aber nicht als Problem betrachtet: Dein Verhalten ist dir zwar bewusst, aber du erkennst seine zerstörerischen Auswirkungen nicht.






Ich habe noch keinen Menschen kennen gelernt, der sich nicht schon irgendwann einmal auf irgendeine Weise selbst sabotiert oder subtile selbstzerstörerische Verhaltensweisen an den Tag gelegt hätte – sei es in finanzieller Hinsicht oder im Privatleben, bei der Ausbildung oder im Beruf. Es ist immer wieder die gleiche Frage, in den verschiedenen Formulierungen:






Wie hoch kann dein Stern am Himmel aufsteigen? Wie gut darf es dir gehen?






Um dir zu helfen, solche verborgenen Tendenzen zur Eigensabotage auszuschalten, wollen wir nun einmal die einfachen, aber sehr tiefgehenden Ursachen solchen Verhaltens untersuchen. Wir müssen uns diesen Mechanismus bewusstmachen, also wollen wir uns anschauen, wodurch er entstanden ist und wie er funktioniert.






Deine innere Bilanz






Du musst dir darüber klar werden, wie deine Selbsteinschätzung dein Leben geprägt hat und wie du über die Punktzahl, die du dir selbst gegen hast, hinauswachsen kannst. Das ist einer der wichtigsten Schritte zur Verbesserung deiner Lebensqualität.






Um die Ursachen von geringem Selbstwertgefühl und Eigensabotage zu begreifen, müssen wir uns mit einer Dynamik beschäftigen, die in dir und jedem Menschen in allen Kulturkreisen dieser Erde am Werk ist.






Deine Eltern (od andere Erziehungsberechtigte) haben dir beigebracht, was in ihrer Gesellschaft als gut und was als schlecht gilt, damit du in diese Gesellschaft hineinpasst. Wenn du dich gut benahmst, erntetest du Anerkennung von deinen Eltern und wurdest mit positiver Aufmerksamkeit belohnt. Wenn du dich schlecht benahmst, bekamst du ihre Missbilligung zu spüren und wurdest mit negativer Aufmerksamkeit bestraft.


So hast du schon in jungen Jahren die beiden grundlegenden moralischen Verhaltensregeln gelernt: Wenn ich gut bin, werde ich belohnt. Wenn ich böse bin, werde ich bestraft.


In einer idealen Welt wären diese Regeln ja auch absolut fair und folgerichtig. Doch in der realen Welt ist es deinen Eltern nicht immer aufgefallen, wenn du dich schlecht benahmst. Und selbst wenn sie jede Missetat gesehen haben, waren sie vielleicht manchmal zu müde oder zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um konsequent auf dein Verhalten zu reagieren.






Aber es gibt jemanden, der garantiert all deine Fehltritte mitbekommen und sich auch alles gemerkt hat: du selbst. Das war früher so und ist auch heute noch so. Und nicht nur das: Du hast auch alle negativen, hasserfüllten, kleinlichen, neidischen, boshaften oder grausamen Gedanken und Gefühle registriert, die dir im Leben jemals durch den Kopf gegangen sind. Alle sind in deinem Unterbewusstsein abgespeichert. Das ist der Ursprung deiner Selbstwertprobleme.






Erinnerst du dich noch an die beiden Regeln? Wenn ich gut bin … Aber deine Eltern haben dich nicht immer bestraft. Also bestrafst du dich schliesslich selbst – manchmal dein ganzes Leben lang – in Form von Eigensabotage oder selbstzerstörerischem Verhalten.






Die subtilen Mechanismen der Eigensabotage






Es gibt viele Möglichkeiten, sich selbst zu sabotieren: Man kann vorzeitig von der Schule abgehen, eine schlechtbezahlte Stellung annehmen, einen Partner wählen, der einen physisch od verbal misshandelt, mehr Geld ausgeben, als man verdient, oder mit Nikotin, Alkohol oder anderen Drogen Selbstmord auf Raten begehen. Man kann kriminell werden, sich krank arbeiten oder zu Tode hungern, sich selbst Verletzungen zufügen, von zu Hause fortlaufen, aus der Gesellschaft aussteigen od seine Gesundheit, seinen Erfolg und seine Beziehungen durch andere selbstzerstörerische Verhaltensweisen untergraben.






Für Menschen, die das Gefühl haben, solche Zuwendung nicht zu verdienen, bergen Ruhm und Vermögen gewisse Gefahren. Man denke nur an all die berühmten Menschen, die sich mit destruktivem Verhalten bestrafen. Diejenigen, die es zu Ruhm und Erfolg gebracht haben, ohne sich selbst zu zerstören, haben zumindest ein paar der folgenden Punkte gemeinsam:






 Jemand in ihrer Familie hat ihnen das Gefühl gegeben, von Natur aus ein wertvoller Mensch zu sein – gleichgültig, was sie in ihrem Leben erreichen od tun.


 Selbst wenn sie schlecht behandelt wurden, gab es mindestens einen wichtigen Menschen in ihrem Leben – einen Lehrer, Angehörigen od Freund –, der ihnen zuhörte, sie schätzte und respektvoll behandelte.


 Sie haben das Gefühl, dass alles zu verdienen, weil sie ihren Preis dafür bezahlt haben: Sie haben Opfer gebracht, studiert und längere Zeit sehr hart gearbeitet.


 Sie haben im Lauf ihres Lebens die Fähigkeit entwickelt, die Dinge in der richtigen Perspektive zu sehen, und betrachten sich selbst mit Humor; sie nehmen sich nicht so ernst.


 Sie haben ihren Reichtum auf ganz konkrete Weise mit anderen Menschen geteilt: Geld für wohltätige Zwecke gespendet od sich für eine Sache eingesetzt, an die sie glauben.






Bewusst möchtest du vielleicht gern erfolgreich sein. Du liest Bücher und besuchst Seminare – nur um die Bemühungen dann auf sehr subtile, kreative Art und Weise wieder zu untergraben. Denke nur an die vielen Male, wo Freunde od andere Menschen, die du liebtest und denen du vertrautest, dir von etwas abrieten und du es trotzdem getan hast – einfach weil du das Gefühl hattest, du müsstest es tun.






Manchmal ist es natürlich am besten, auf seine eigene innere Stimme zu hören. (Wo wäre Kolumbus gelandet, wenn er das nicht getan hätte?) Aber wenn dir auffällt, dass du auf der Strasse des Lebens immer wieder blindlings in Schlaglöcher hineinstolperst, obwohl andere Menschen dich gut beraten haben – wenn du zB einen Gebrauchtwagen gekauft hast, der dauernd kaputt geht, obwohl ein befreundeter Automechaniker dir davon abriet; wenn du dir irgend etwas Teures kaufst, was du eigentlich gar nicht brauchst, mehr Geld verspielst, als du dir leisten kannst, od eine Beziehung eingehst, in der du nur leidest – solltest du einmal darüber nachdenken, ob du dich selbst nicht schon genug bestraft hast.






Nur du trägst die Verantwortung für dein Leben






Als ich noch Trainer an der Universität war, kam ich eines Tages in den Übungsraum und sah Jack, unseren Mannschaftskapitän, auf der Matte liegen und Dehnübungen machen. Er umfasste eines seiner Beine und zog es zur Brust hin. Als ich an ihm vorbei ging, sah ich, wie er mit verzerrtem Gesicht stöhnte: „Oh Gott, ich hasse diese Übung – sie tut so weh!“ Ich wusste nicht, ob er mit mir oder mit sich selbst sprach oder dem lieben Gott sein Leid klagte; aber ich kam mir vor wie in einem Mel-Brooks-Film. „Wer zwingt dich denn dazu? Wenn es so weh tut, warum lässt du dann nicht ein bisschen nach?“ hätte ich ihn am liebsten gefragt. Das gleiche gilt auch für dein Leben:






Wenn es so weh tut, warum lässt du dann nicht ein bisschen nach?






Sobald wir erkennen, wie viele unserer Probleme wir uns selbst schaffen, tun wir bereits den ersten Schritt zu ihrer Lösung. Wir können erst dann damit aufhören, uns selbst zu sabotieren, wenn wir die Verantwortung für die Entscheidungen und Handlungen übernehmen, die zu dieser Eigensabotage geführt haben. Erst wenn wir nicht mehr unserem Chef, der Regierung, unseren Eltern, unserem Partner, unseren Kindern, den Umständen, dem Schicksal oder Gott die Schuld geben, können wir unser Leben ändern und voller Überzeugung sagen: „Ich habe mir mein jetziges Leben selbst ausgesucht, und ich kann mir auch noch etwas viel Besseres aussuchen.“






Natürlich schaffst du dir nicht jedes Missgeschick, jede Verletzung und jedes Problem unbewusst selbst, weil du ein zu geringes Selbstwertgefühl hast. Manche Schwierigkeiten oder Herausforderungen kommen eben einfach von Gott, oder unsere Seele hat sie für uns arrangiert, um unseren Geist auf die Probe zu stellen und zu disziplinieren. Wie das alte Sprichwort sagt: „Du magst es als Segen oder als Prüfung betrachten; aber was auch immer geschieht, es ist alles zu deinem Besten.“ Manchmal trägt ein Missgeschick nämlich auch einen Segen in sich.






Jedes Unglück hat seine guten Seiten






Wir haben alle schon unseren Teil an Schmerzen, Krankheiten und Missgeschicken erlitten. Als Student sollte ich nach Europa fliegen, um an der Weltmeisterschaft teilzunehmen. Kurz davor stiess ich bei einer Motorradfahrt mit einem Auto zusammen und brach mir den rechten Oberschenkelknochen – der Arzt sagte, er sei in ungefähr 40 Teile zersplittert. Wenn ich heute nach Jahren auf all die quälenden Schmerzen, die Zeit der Behinderung, die Depressionen und den langwierigen Genesungsprozess zurückblicke, glaube ich, dass das im Hinblick auf meine spirituelle Entwicklung vielleicht das Beste war, was mir passieren konnte. Diese Erschütterung brachte mich zum ersten Mal in meinem Leben dazu, über die grösseren Zusammenhänge von Leben und Tod nachzudenken. Damals begann ich in meinem Leben einige neue Richtungen einzuschlagen.






Aber wenn wir die grösseren Zusammenhänge des Lebens betrachten, entdecken wir, dass jedes Unglück auch seine guten Seiten hat. Wenn wir psychisch gesund sind, wünschen wir uns keine Schmerzen, Verletzungen oder Krankheiten. Dennoch können wir uns bewusst machen, dass alles im Leben sein Gegenteil in sich trägt – alles hat seine positiven und negativen Seiten.






Ob unsere Missgeschicke nun durch Eigensabotage zustande gekommen oder einfach nur spirituelle Lebenslektionen sind – wenn sie uns ereilen, kann etwas ganz Erstaunliches passieren: Viele Menschen, die schwere Krankheiten überlebt und all die damit verbundenen Leiden und Schmerzen durchgemacht haben, berichten, dabei eine Art inneren Frieden erlebt zu haben, den sie vorher nicht kannten. Schmerzen bereinigen die Bilanz in unserem Unterbewusstsein – als ob wir durch Leid und Missgeschick unsere wirklichen oder nur in unserer Einbildung begangenen Sünden abbüssten. Es ist, als würden wir nun endlich für all die Dinge bestraft, die wir gesagt oder nicht gesagt, getan oder nicht getan haben, und damit ist alles wieder ausgeglichen. Unsere Psyche findet sehr kunstvolle, manchmal geradezu tragische Methoden, um zu innerem Frieden zu gelangen. Ich spreche diesen Punkt nur an, um ihn dir bewusst zu machen, sodass du deinen inneren Frieden durch Dienst an der Welt finden kannst (siehe 12.Tor) und nicht durch Schmerz.






Die meisten Menschen haben schon einmal das Bedürfnis gehabt, Busse zu tun, eine alte Schuld abzutragen oder für begangene Fehler um Verzeihung zu bitten. Wenn du deinen angeborenen inneren Wert erkennst, wir dir klar, dass das Leben auch ohne selbst erschaffene Probleme schon schwer genug ist; dann beginnst du dich den Freunden des Lebens hinzugeben und auch anderen Menschen mehr Freude zu schenken.






Wie du dein Leben verändern kannst






Dein eigener Wert ist kein Objekt, sondern eine Wahrnehmung: Genau wie ein Turnier zu Beginn einer Übung 10 Punkte hat und dann für jeden Fehler Punktabzüge bekommt, hast auch du dein Leben mit einem ganz natürlichen, uneingeschränkten Selbstwertgefühl begonnen. (Hast du schon einmal ein Kleinkind mit Minderwertigkeitskomplex gesehen?) Doch währen du dann heranwächst, fungierst du als dein eigener Schiedsrichter und ziehst dir dauernd Punkte ab. Das beweist, dass du das Wesen des Lebens als Lernprozess noch nicht richtig begriffen hast. Du vergisst, dass du ein in der Ausbildung begriffenes menschliches Wesen bist und dass Fehler, nicht hundertprozentig korrekte Verhaltensweisen und Augenblicke schlichten Mittelmasses keine unverzeihlichen Sünden sind, sondern einfach zum Leben gehören.






Ich möchte dir nun ein paar Gedächtnisstützen mit auf den Weg geben, die dir dabei helfen sollen, deinen Wert im Spiel des Lebens höher einzustufen. Wenn du deine eigene Existenz im Licht des Gewahrseins und des Mitgefühls betrachtest, wirst du beginnen, deinem Schicksal mit weit geöffneten Armen entgegen zugehen. Das beginnt mit einer zweifachen Erkenntnis.






Du stehst nicht alleine da






Der erste Schritt besteht darin, dir darüber klar zu werden, dass du mit deinen Problemen nicht allein da stehst. Wir haben alle schon Fehler begangen; das ist ein Teil unseres Lebens und unseres inneren Wachstumsprozesses. Wir haben alle schon Dinge gesagt, gedacht, oder empfunden, die uns hinterher leid taten. Unser Wert hängt nicht davon ab, ob wir perfekt sind. Viele Menschen geraten in einen Teufelskreis: Sie tun etwas Schlechtes, dadurch sinkt ihr Selbstwertgefühl, was wiederum zu noch mehr negativen Verhaltensweisen führt, und so geht es immer weiter. Erst wenn wir aufhören, uns wegen unserer Fehler so hart zu verurteilen, können wir uns auch von solchen negativen Reaktionsketten lösen.






Du hast getan, was du konntest






Die zweite Erkenntnis lautet: Wie auch immer du dich verhalten hast – du hast an jedem Tag deines Lebens das Beste getan, was du konntest. (Du fängst jeden Tag einen neuen Tag in deinem Leben an). Vielleicht bist du in dieser Hinsicht nicht ganz meiner Meinung. Doch bevor wir uns näher mit dieser Frage beschäftigen, solltest du dieses Prinzip einmal in Bezug auf deine Eltern (od andere Erziehungsberechtigte) überdenken: Ob sie dich nu gut oder schlecht behandelt haben – unter Berücksichtigung ihrer eigenen Grenzen, seelischen Verletzungen, Anschauungen, Ängste und Wertmassstäbe haben sie ihr Bestes gegeben. Dieses Beste kann wunderbar oder schrecklich gewesen sein oder irgendwo in der Mitte liegen. Und auch du selbst hast stets das Beste getan, wozu du zum jeweiligen Zeitpunkt fähig warst, auch wenn du sicherlich oft nicht deine Idealvorstellungen erfüllt und viele Fehler begangen hast.






Entschuldige dich und bitte um Verzeihung






Die meisten Menschen haben diese Erfahrung schon einmal gemacht: Man rekapituliert in Gedanken immer wieder ein Ereignis, bei dem man wünscht, man hätte sich anders verhalten. Vielleicht hätten wir bei einem Vorstellungsgespräch, einer Rede, einer Prüfung oder einem Auftritt besser abschneiden können. Oder wir haben einen anderen Menschen verletzt, uns ihm gegenüber respektlos oder unaufrichtig verhalten und wünschten nun, wir könnten es ungeschehen machen.






An den Fehlern, die du begangen hast, kannst du nichts mehr ändern; aber du kannst zumindest vermeiden, sie zu wiederholen. Die Vergangenheit existiert nicht mehr; sie ist nur eine Serie von Erinnerungen und Eindrücken, die du in deinen Gedanken am Leben erhältst. Wenn du dich darauf konzentrierst, das zu tun, wozu du jetzt in diesem Augenblick in der Lage bist – wenn du voller Mitgefühl auf deine Fehler zurückblickst und um Verzeihung bittest –, kannst du eine Menge dazu beitragen, dein angeschlagenes Selbstwertgefühl zu heilen.






Wenn es dir leid tut, dass du deiner Mutter zum Geburtstag nie eine Karte geschrieben hast, dann schicke ihr jetzt eine, und zwar eine ganz besondere. Schreibe die Karte selbst dann, wenn deine Mutter schon längst tot ist. Und bitte sie um Verzeihung. Wenn du deinen Bruder, deine Schwester, deine Eltern oder irgendeinen anderen Menschen gekränkt hast, lass diese Erinnerung noch einmal vor deinem geistigen Augen vorüberziehen, und dann gehe auf den betreffenden Menschen zu, entschuldige dich bei ihm und bitte um Vergebung. Wenn er dir nicht verzeihen will, vergib ihm seine Unversöhnlichkeit. Schenke diesem Menschen einen Blumenstrauss oder irgendetwas anderes – vielleicht mit einem Begleitbrief. Gehe in dich, sieh die Menschen, denen du wehgetan hast, in Gedanken vor dir und bitte um Verzeihung. Das setzt einen Heilungsprozess in Gang, der dein Selbstwertgefühl heben und auch deine Beziehungen zu anderen Menschen heilen wird.






Vertraue auf deinen inneren Entwicklungsprozess






Und wenn du das nächste Mal das Gefühl hast, dass etwas Gutes nicht von Dauer sein kann, denke daran, dass die Evolution in einer Aufwärtsspirale verläuft. Das Leben kann mit der Zeit immer besser werden, und in der Regel tut es das auch. Du lebst, um zu lernen, um zu straucheln und dich weiter zu entwickeln, dienen Stern aufsteigen und wieder sinken zu sehen, Misserfolge zu haben und innerlich daran zu wachsen, deinen Horizont zu erweitern, Fortschritte zu machen. Wenn du bewusst lebst und dich stets um Verbesserung bemühst, wirst du mit der Zeit immer stärker, klarsichtiger, weiser und fähiger. Das Leben ist ein Entwicklungsprozess, bei dem du deinen eigenen Wert und den Wert aller anderen Lebewesen wiederentdeckst.






Die Macht der Gnade






Schliesslich läuft es darauf hinaus: Du musst deinen Wert in deinem eigenen Inneren suchen. Du musst ihn durch wertvolle Handlungen selbst erschaffen. In dem Kapitel über das 12.Tor, Diene deiner Welt, wirst du den besten Weg zur Wiederentdeckung des uneingeschränkten Selbstwertgefühls kennen lernen, das du als Kind besassest. Die nächsten Tore werden dich auf diesen letzten Schritt vorbereiten. Jedes Tor wird dir neue Einsichten vermitteln, die dich über das Selbstwertgefühl hinaus auf den Weg der Erleuchtung im Alltag führen.






Denken wir immer daran: Auch wenn wir vielleicht das Gefühl haben, keine sehr guten oder tapferen oder auch nur wertvollen Menschen zu sein, beschützt das Dach über unserem Kopf uns doch immer noch vor Stürmen, die Sonne bescheint uns, unsere Stühle tragen uns – und unser Leben auch. Das Leben selbst ist ein unverdientes Geschenk – das ist der geheime Sinn der Gnade.






Die Gnade offenbart uns, dass es nur eine einzige Realität gibt: den jetzigen Augenblick. Vergangenheit und Zukunft existieren nur in unsrem Kopf. In jedem Augenblick des Gewahrseins, der Demut oder Reue gleichst du deine innere Bilanz aus. Wenn du eine Schuld abzutragen hast, dann tilge sie in der Währung der Güte gegenüber dem Menschen, dem du unrecht getan hast, und nicht, in dem du dich selbst bestrafst – nie wieder. Das ist nicht notwendig. Es ist noch nie notwendig gewesen.






Im nächsten Kapitel über das 2.Tor – Erobere dir deinen Willen zurück – wirst du einen anderen Weg kennen lernen, wie du die Einschränkungen überwinden kannst, die du deinem Leben selbst auferlegt hast. Dein Wille gibt dir die Kraft, jene Neigungen zu überwinden, die das Spektrum deiner Entscheidungen und Handlungen bisher eingeschränkt haben. Das ist dein nächster Schritt auf dem Weg zur Erleuchtung im Alltag.